Pablo hatte sich freiwillig den Behörden gestellt und war jetzt im Gefängnis. Doch ein Pablo Escobar lässt sich nicht einfach in irgendein stinkendes Gefängnisloch werfen. Pablo durfte sich sein eigenes Gefängnis erbauen lassen. Er hatte sich den Ort selbst ausgesucht, Monate, einen hügeligen Ort in Antioquia. Der Grund dafür war, dass keine Hubschrauber landen konnten und morgens und abends zieht dort dichter Nebel auf, ideal für eine eventuelle Flucht vor Feinden. Zum Schutz vor Feinden liess er oberhalb vom Gefängnis, kleine getarnte Unterstände bauen, um die Feinde von oben bekämpfen zu können. Für Schutz war auch sonst schon vorgesorgt worden. Unter der Erde wurde ein grosses Waffenarsenal angelegt und auch finanziell sicherte sich Pablo ab, in dem er Milchkannen unter der Erde einbuddelte, die je eine Million Dollar enthielten.
La Catedral war eine gut ausgerüstete Festung, die Pablo und seine sogenannten „Mithäftlinge“, schon bald zum Nobelknast aufmotzen.
Pablo hatte auch dem Drogenhandel keineswegs abgeschworen und Freunde und Mitarbeiter des Medellin-Kartells führten seine Geschäfte weiter.
Die Gefängniswärter, die nicht zu Pablos Leuten gehörten, nannten den Weg zu Pablos Gefängnis scherzhaft den Tunnel, da der dort stationierte Armeestützpunkt alle Laster einfach durchwinkte. In diesen Lastern liess sich Pablo Stereoanlagen, Fernseher, Alkohol, Prostituierte und andere Luxusgüter anliefern.
Die Regierung unter Präsident Gaviria wurde so für alle zum Gespött. Pablo liess es sich auch nicht nehmen, La Catedral mal für ein paar Stunden zu verlassen und sich ein Fussballspiel der Nationalmannschaft an zu sehen. Er verpasste praktisch kein Spiel und wurde ausserdem auch edlen Boutiquen gesichtet.
Dies konnte die Regierung nicht mehr länger dulden. Eduardo Mendoza, Vize-Justizminister und guter Freund von Präsident Gaviria, war bestrebt darin, Pablo in ein richtiges Gefängnis um zusiedeln. Doch der Deal mit der Regierung machte eine Ueberführung in ein reguläres Gefängnis nicht möglich.
Mendoza kam die Idee einfach ein zweites Gefängnis oder zumindest einen grossen Zaun um la Catedral zu erbauen. Er suchte lange nach einer Firma die diesen Auftrag annehmen würde und fand schliesslich General Security. Doch als diese mit dem Bau beginnen wollten, bekamen sie mit der Nagst zu tun als Pablos Männer sie beobachteten und sich die Nummernschilder ihrer Autos notierten. Einige wollten danach nicht mehr dort weiter arbeiten und der Rest der noch übrig war wurde am darauffolgenden Tag von Pablo Männer angegriffen. Der Bau wurde abgebrochen und 1992 wurde erneut begonnen.
Mendoza versuchte auch alle die Luxusgüter, die sich Pablo für la Catedral zugelegt hatte, wieder entfernen zu lassen. Doch es waren bis auf den Alkohol, die Prostituierten und das Marihuana alles zugelassene Gegenstände die vom Gericht sogar 3fach genehmigt wurden. Es handelte sich da um Sachen wie ein Bett, Fernseher, Badewanne und anderes Zeug, das einem als Häftling zusteht. Pablo und seine Leute hatten halt einfach alles in der Luxusausführung.
Doch Mendoza konnte sich durchsetzen und es wurde beschlossen, Pablo die Sachen weg zu nehmen. Den Männern, welche das Zeugs holen mussten, trat Pablo sehr freundlich gegenüber und machte keinen Aufstand. Seine Leute halfen ihnen sogar die Sachen rauszutragen und am selben Abend war alles neubestellt wieder in la Catedral. Kein Mensch zuvor hatte je einen so schönen Gefängnisaufenthalt wie Escobar und seine Leute.
Sie hätten ein schönes Leben führen können. Doch Pablos Misstrauen gegenüber denen, die seine Geschäfte für ihn draussen führten, wuchs jeden Tag. Ein Mann dessen Name nicht bekannt ist, war einer jener die das Geschäft weiter führten. Er war schon lange mit dem Medellin-Kartell verbunden und alle mochten ihn. Doch Pablo hörte dass dieser Mann rumprallt, der neue Escobar zu sein. So bestellte er ihn nach la Catedral und steckte ihn in ein Fass mit Säure, in dem er zu Tode kam. Die beiden Familien Galeanos und Moncadas waren auch verbündete des Medellin-Kartells. Pablo misstraute auch ihnen und hob die Steuern an die sie an ihm zahlten gewaltig an. Sie kamen nach la Catedral um sich zu beschweren und dafür wurden sie dann gefoltert und umgebracht. Pablo machte die Brüder der beiden Männer ausfindig und liess auch diese töten.
Nun war das Mass voll, die Regierung musste handeln. Man beauftragte die Armee mit dem Angriff auf la Catedral und der sofortigen Ueberführung Escobars und seinen Leuten in ein reguläres Gefängnis. Mendoza wurde beauftragt die Armee zu begleiten um sicher zu stellen dass auch alles ordnungsgemäss abläuft. Natürlich lief gar nichts ordnungsgemäss ab. Im Gegenteil, als Mendoza abends vor la Catedral eintraf, hätte die Verhaftung schon abgeschlossen sein müssen. Doch nichts war geschehen, ausser dass la Catedral von der Armee seit Stunden umzingelt war und die ganze Welt, so auch Pablo, es schon lange in den Nachrichten gesehen hatten. Somit war die Strategie von einem Ueberaschungsangriff, schon mal gründlich in die Hose gegangen. Der leitende General Navas versuchte sich aus einem Angriff rauszuhalten, doch Mendoza liess nicht locker bis General Navas sich bereit erklärte, dass er da reingehen würde um den Sachverhalt zu klären. Dies tat er auch und kam nach 45 Minuten wieder raus. Er sagte Mendoza, dass Pablo mit ihm sprechen wolle und er würde ihn zu ihm begleiten. Sie betraten la Catedral und Pablo erwartete sie schon und auch seine Männer hatten sich schon hinter ihm aufgestellt. Zwischen Mendoza und Pablo gab es ein lautes Gespräch in dem Mendoza ihm erklärte, er soll nur vorübergehend in ein anderes Gefängnis kommen, bis die Bauarbeiten für den neuen Zaun fertig seien. Doch Pablo wollte nicht verhandeln und fand dies ein abgekartetes Spiel, in dem es darum ging, ihn den Amerikanern auszuliefern. Mendoza wollte gehen und sagte Pablo, dass er später nochmals mit ihm sprechen würde. Mendoza war nicht so ganz wohl bei der Sache, vor allem Pablos Männer, die hinter ihm standen und die ganze Zeit sagten, er solle den Kerl doch erschiessen, machten ihm am meisten Sorgen. Als Mendoza und seine Begleiter schon fast beim Ausgang waren wurden sie von Pablo und seinen Leuten umzingelt, die jetzt alle plötzlich Maschinengewehre in ihren Händen hielten und sie damit bedrohten. Als Mendoza seine Leute aufforderte etwas zu unternehmen, richteten sie ihre Waffen auf Mendoza selbst. Mendoza und General Navas waren jetzt Geiseln von Escobar.
Sie wurden in Escobars Suite gebracht und von seinen Leuten bewacht. Draussen gab es wieder mal das alte kolumbianische Dilemma dass keiner die Verantwortung übernehmen wollte. So weigerte sich in diesem Fall, der Befehlshabende General la Catedral anzugreifen. So wurde beschlossen eine Sondereinheit in das Gefängnis einzuschleusen. Diese Sondereinheit war keine gewöhnliche Sondereinheit, sie wurde nach dem Angriff auf den Justizpalast von 1985 gegründet.
Die weigerten sich keineswegs ihren Auftrag auszuführen. La Catedrale wurde von der Sondereinheit im Eiltempo eingenommen und Mendoza überstand das ganze bis auf zwei gebrochene Rippen unverletzt. Der einzige Nachteil an der ganzen Sache war, dass Escobar sich unbemerkt aus dem Staub gemacht hatte und auf freiem Fuss war. Da stellt man sich die Frage, wie man einer Sondereinheit und der kolumbianischen Armee, die dort zusammengezählt 400 Männer ausmachten, entkommen kann?
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